ENTWERFEN SS 2008



Situation:

Der Mensch ist das einzige Lebewesen mit einem Bewusstsein für seine Sterblichkeit und muss aus diesem Grund ein Verhalten zu seinem eigenen Tod entwickeln.

Jede Kultur definiert ihr Verhältnis zum Tod auf eine eigene Weise. Nicht nur Erscheinungsformen der rituellen Praxis, sondern auch die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen variieren je nach den Vorstellungen, die diese oder jene Gesellschaft mit dem Übergang vom Leben zum Tod verbindet.

Die plurale, transkulturelle Verfasstheit heutiger westlicher Großstadt-Gesellschaften findet für den Übergang vom Leben zum Tod häufig weder Zeit noch Raum. Bestattung und Trauer, Erinnerung und Gedächtnis scheinen heute nur noch selten über pragmatische Routinen hinaus zu gelangen ...

Das „letzte Haus“ ist ein Entwurf zu dieser Fragestellung: ein Ort, an dem sich das Abschiednehmen ereignen kann.


Konzept:

Das Bewusstsein eines jeden Menschen und schließlich die damit verbundene Frage nach der Sinnhaftigkeit unserer Existenz und dem Zeitpunkt unseres Todes ist als Grundgedanke dieses Entwurfes zu betrachten. Die Dimensionen, in denen wir leben und denken, haben Grenzen ... wir wissen etwas, aber sicherlich nicht alles. Was ist also das Unbekannte, wonach wir streben, es zu verstehen? Für einige Menschen ist dies klar, für andere nicht.

Der Entwurf konzentriert sich darauf, einen Raum zu erschaffen, eine Form zu kreieren, die genau diese Frage aufgreift und eine Aussage trifft ...

Das Licht ist die sichtbare Verbindung zwischen unserer und der anderen Welt.
Wenn wir uns freuen, oder Leid erfahren, schauen wir nicht selten zum Himmel, in die Unendlichkeit …

Die Ausrichtung der bewusst voneinander getrennten Baukörper soll verdeutlichen, dass sich der vordere Teil des Gebäudes diagonal zum Himmel, zum Licht, zu eben dieser unbekannten Dimension aufrichtet, die unendliches, ewiges Leben verkörpert, während der hintere Teil im Erdreich zu versinken scheint und für das irdische Leben steht.

Die Unterbrechung beider Komplexe ist bewusst gewählt. Sie verdeutlicht das Ende und zugleich den Beginn eines neuen Zyklus, basierend auf der Analyse der Blickachse von der gegenüber liegenden Straße und ermöglicht einen direkten Durchgang zur Aussichtsplattform.

Dem Besucher soll bewusst werden, dass der Tod nicht das Ende ist. Er ist eher als ein Übergang zur anderen Dimension zu verstehen.