DIPLOM WS 2008/09



Situation:

Das Bauvorhaben zur Realisierung einer Moschee hat in den vergangenen Monaten nicht nur bei betroffenen Anwohnern und Bürgern, sondern auch in den Medien für zahlreiche Diskussionen gesorgt.

Die politische Auffassung ist teilweise sehr kontrovers und wird daher unterschiedlich wahrgenommen. Während vor einer unsichtbaren Islamisierung gewarnt wird, steht dieser das Argument der wohlgewollten Integration der Muslime gegenüber. Die ersten Schätzungen über die in der Bundesrepublik lebenden Muslime stammen aus dem Jahr 1955. Damals wurde ihre Zahl mit rund 8000 angegeben. Heute leben etwa 3,5 Millionen Muslime in Deutschland. Davon allein 75.000 in Frankfurt am Main, dies entspricht einem Anteil von 12 % der Einwohner der Stadt.

Integration ist ein weiträumiger Begriff, den es klar zu definieren gilt. Doch wie weit geht sie und welchen Einfluss hat die Architektur darauf? Welche Veränderungen, kulturelle Anpassungen sowie soziale Aspekte müssen beidseitig angenommen werden, damit eine Integration funktionieren kann?


Konzept:

Gesellschaftliche und städtebauliche Entwicklungen beeinflussen sich wechselseitig und sind in ein Netz von politischen und sozialen Interessenlagen hineingestellt. Eine Moschee ist als ein monumentales Bauwerk zu verstehen. Würde es nach den Muslimen gehen, so ist der Standort sehr sorgfältig zu wählen. Nicht nur die Ausrichtung der Gebetsräume nach Mekka ist planerisch ein wesentlicher Bestandteil, sondern auch die hochragenden Minaretten, spiegeln sie doch die einzigartige Charakteristik und Bedeutung dieses Bauwerks. Wie geht der Planer mit diesem Erscheinungsbild um?

Ist es möglich, eine Moschee zu entwerfen, die den ideellen Ansprüchen gerecht wird und sich gleichzeitig harmonisch und baurechtlich ins Stadtbild einfügt? Wie groß ist der Spielraum und wo liegen die Grenzen zu einer adäquaten Lösung, die sowohl bei den Muslimen als auch in der Gesellschaft Akzeptanz findet?

Die Idee, die Würfelform der Kaaba als Hauptkonzept aufzunehmen und somit dem „Quadrat“ in der islamischen Ornamentik eine besondere Bedeutung zuzuordnen, ist ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs. Wiedererkennungsmerkmal und Identifikation der „Main Moschee“ mit der Kaaba ist bewusst gewollt und dient als Vorschlag zur harmonischen Integration ins Stadtbild von Frankfurt.

Das Resultat der „Fusion“ durch die Erweiterung der Fluchtpunkte der benachbarten Baustrukturen und die Transformation einer überdimensionalen islamischen Schrift über das Gesamtareal dient als Verbindung zur Ornamentik und schließlich zur Entstehung der Außenanlagen.

Die „quadratische“ Ornamentik wird nunmehr zum Schwerpunkt des Entwurfs. Sie überdeckt nun nicht nur die Außenanlagen, sondern überzieht beide Minaretten sowie die gesamte Außenfassade bis ins Innere der Moschee, dem Gebetsraum. Alle Stützen im Gebäude sind quadratisch gewählt und mit Ornamenten verziert. Die Ornamentik stellt schließlich die Verbindung zwischen der Außenanlage, der Fassade sowie dem Innenraum dar.